Für Kaiser und Vaterland - Jüdische und nichtjüdische Erfahrungen im Ersten Weltkrieg

Datum: 
Mittwoch, 5. Juli 2017 bis Freitag, 7. Juli 2017
Ort: 
Wien
Deadline: 
Sonntag, 11. Dezember 2016

Lange stand das Gedenken an den "Großen Krieg" von 1914-1918 im Schatten der Gräuel des Zweiten Weltkriegs. Doch brachte das vollendete Jahrhundert genügend Impuls, sich in Forschung, Gedenken, Publikationen und Ausstellungen der Ereignisse, Erfahrungen und Folgen dieser erstmals weltweiten Kriegskatastrophe zu widmen.

Allerdings standen nun nicht mehr hauptsächlich militärische, politisch-strategische und wirtschaftliche Aspekte im Vordergrund, sondern die buchstäblich leibhaftigen Erfahrungen der Millionen auf unterschiedliche Weise betroffenen Menschen. Unter ihnen machte die jüdische Bevölkerung zwar nur höchstens zehn Prozent der Gesamtbevölkerung der kriegsführenden Länder aus, doch lässt sich an ihr wie unter einem Prisma die ganze Bandbreite an Beteiligung und Auswirkung zeigen. Jahrzehntelang nahm der Erste Krieg im Familiengedächtnis vieler Juden und Jüdinnen einen zweitrangigen Platz ein. Das Erinnern an im Feld gefallene Familienmitglieder, an Flucht, Vertreibung, Hunger und Verlust war durch die Katastrophe der Shoah überlagert worden.

In den letzten Jahren gelangten erstmals in großer Zahl Feldpostbriefe, Fotos und Tagebücher aus den Familienarchiven in die Öffentlichkeit. Darauf fußend stellten die jüngsten Publikationen und Ausstellungen zu "Juden im Ersten Weltkrieg" persönliche Erlebnisse und Handlungen, gemeindliche Initiativen, Wahrnehmungen, Deutungen, Erwartungen und Enttäuschungen in den Mittelpunkt ihrer Darstellungen. Damit gelangten auch Patriotismus und Kaisertreue, Kriegsbegeisterung und Heldenmut, Tapferkeit und Kameradschaftlichkeit, der Einsatz der Frauen, Wohltätigkeit und Hilfsbereitschaft, um nur einige Aspekte zu nennen, wieder in das kollektive Gedächtnis.

In der existenziellen Bedrängnis eines Kriegszustandes ist Religion nicht die wichtigste Kategorie; bedeutender sind neben Geschlecht, sozialem Stand und Alter die Lebensräume, in denen sich der oder die Betroffene bewegen muss. Daher schlagen die Organisatoren für diese Tagung drei Schauplätze des Kriegsgeschehens vor - Feld, Heimatfront, Flucht - und stellen vor diesen Hintergründen jüdische und nichtjüdische Erfahrungen vergleichend gegenüber. 

Aufgrund der zur Verfügung stehenden Tagungszeit und der deutschen Konferenzsprache sollen Forschungen zum Deutschen Kaiserreich und zur österreich-ungarischen Monarchie bzw. ihren Nachfolgestaaten präsentiert werden, doch steht die Tagung auch für andere Verortungen offen.

Sechs Panels mit je drei bis vier Vortragenden (30 Min. Redezeit, 15 Min. Diskussion) sind vorgesehen:

-   Im Feld

-   An der Heimatfront

-   Auf der Flucht

-   In Literatur und Presse

-   In Film und Kunst

-   Folgen des Krieges

Vorträge zu fortgeschrittenen Dissertationsprojekten sind ausdrücklich willkommen.

Bitte richten Sie Ihre Vorschläge an Dr. Sabine Hödl (sabine.hoedl@injoest.ac.at)

Veranstaltungsort:  Österreichisches Museum für Volkskunde, Laudongasse 15-19, 1080 Wien

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Kontakt:

Dr. Sabine Hödl

Institut für jüdische Geschichte Österreichs

sabine.hoedl@injoest.ac.at