Diversität im Militär - Multikulturelle Streitkräfte von der Antike bis in die Gegenwart
Die Streitkräfte eines Staates sind stets ein Abbild der Bevölkerung. Häufig aber reichte die Rekrutierungsbasis im eigenen Staat nicht aus, weshalb immer wieder auf "fremde" Truppen zurückgegriffen wurde. So entstanden im Laufe der Geschichte multikulturelle Streitkräfte aller Art.
Die damit verbundene Diversität konnte sich unterschiedlich äußern. Sie umfasste verschiedene Sprachen, Religionsbekenntnisse, soziale Herkunft und politische Ideologien, sowie Frauen und Männer. Die militärischen Führungen standen damit vor erheblichen Integrationsproblemen. Wie konnten sprachliche Verständigungsprobleme, religiöse Praktiken, unterschiedliche politische und ideologische Einstellungen, verschiedenartige militärische Traditionen und Fähigkeiten, sowie divergierende Interessen zu einer schlagkräftigen Truppe zusammengefügt werden? Wie konnte unter diesen Umständen gemeinsames und zielgerichtetes Handeln erreicht werden? Derartige Probleme stellten sich schon in der Antike, etwa in Makedonien oder im Römischen Reich. Sie waren besonders prägnant an der kolonialen Peripherie. Sie stellten ein Dauerthema in multinationalen Staaten und Reichen dar. Selbst sogenannte Nationalstaaten kannten das Problem. Auch in der Gegenwart müssen sich viele Streitkräfte mit dem Phänomen der Diversität auseinandersetzen.
Es handelt sich also um einen wesentlichen Aspekt der Militärgeschichte, den wir vergleichend, epochenübergreifend und in geographischer Breite diskutieren wollen.
Wissenschaftliche Leitung der Tagung: Dr. Tamara Scheer | Prof. Dr. Sönke Neitzel | Prof. em. Dr. Stig Förster
Die formlose Anmeldung zur Tagung ist verpflichtend. Anmeldungen werden erbeten an. Oliver Krause (+49 0331 977 4914 | oliver.krause@uni-potsdam.de)
Für Teilnehmer, die nicht dem Arbeitskreis Militärgeschichte e.V. angehören, wird eine (vor Ort in bar zu entrichtende) Tagungsgebühr in Höhe von € 10 erhoben.
Tagungshotel für Referenten: Wyndham Garden Potsdam Hotel, Forststraße 80, 14471 Potsdam. Auch für nicht-vortragende Teilnehmer der Tagung hält das Hotel ein Abrufkontingent an Einzelzimmern bereit ("first come first serve").
Veranstaltungsort: Universität Potsdam (Campus I - Am Neuen Palais), Haus 9 (Raum 1.02), Am Neuen Palais 10, 14469 Potsdam
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Programm.
Donnerstag, 17. November 2016
14.00 Eröffnung
14.10 Einführungsvortrag - Dr. Tamara Scheer (Wien): Diversität im Militär. Zwischen praktikablem Nutzen und zu überbrückender Herausforderung
14.40 Pause
15.00 Sektion I - Vom militärischen Nutzen der Diversität
Chair: Prof. Dr. Christoph Rass (Osnabrück)
Dr. Michael Kleu (Köln): Diversität in den Flotten Philipps V. von Makedonien
Dr. Christoph Ebner (Wien): Diversität und Integration in der römischen Armee
Dr. Marek Mesko (Brünn): Mercenaries of Various Ethnic Origins in the Byzantine Army during the 11th Century. A Source of Strength or Weakness?
Dr. Stefanie Zehnle (Kassel): Multiethnizität und Dschihadismus in Westafrika
16.20 Pause
16.50 Diskussion
17.35 Sektion II - Multiethnische Imperien. Das Osmanische Reich als Beispiel
Chair: Prof. em. Dr. Stig Förster (Bern)
Dr. Thomas Scheben (Frankfurt): Diversität versus Integration. Die Osmanischen Streitkräfte vom 15. Bis zum 18. Jahrhundert
Dr. Elke Hartmann (München): Inklusion und Exklusion in der Osmanischen Armee im 19. Jahrhundert
Prof. Ayhan Aktar (Istanbul): The Non-Muslim Soldiers and Officers in the Ottoman Army, 1914-1918
18.35 Diskussion
19.20 Ende Tag 1
Freitag, 18. November 2016
10.00 Sektion III - Diversität in den Streitkräften europäischer Staaten
Chair: Prof. Dr. Sönke Neitzel (Potsdam)
Benjamin van der Linde (Innsbruck): Das niederländische Militär im Spannungsfeld von Ausländern und Andersgläubigen. War das Militär besonders aufnahmefähig für Migranten im Zeitalter der Republik?
Tobias Röder (Cambridge): National and Ethnic Composition of the Habsburg Officer Corps and Military Migration, 1740-1790
10.40 Pause
11.10 Fortsetzung Sektion III
Dr. Jens Boysen (Warschau): Fundament und Abbild eines voluntaristischen Staates. Die preußische Armee und ihre nichtdeutschen Anteile, 1740-1919
Dr. Franziska Zaugg (Bern|Dublin): Die Waffen-SS und die Rekrutierung von "Freiwilligen" auf dem Balkan
11.50 Diskussion
12.35 Mittagspause
15.00 Sektion IV - Militärische Diversität an der imperialen Peripherie
Chair: PD Dr. Nina Leonhard (Potsdam)
Prof. Dr. Matthias Asche (Tübingen|Potsdam) | Marco Kollenberg (Potsdam): Deutsche Soldaten im Dienst der Vereinigten Ostindischen Kompanie der Niederlande. Zur Erfahrung, Wahrnehmung und Deutung von Gewalt und Alterität im 17. Und 18. Jahrhundert
Flavio Eichmann (Bern): Black Jacobins? Die republikanische Revolutionsarmee in den Kleinen Antillen, 1794-1802
15.40 Pause
16.10 Fortsetzung Sektion IV
Yves Schmitz (Marburg): Soziale und politische Dimensionen des Einsatzes indigener Hilfstruppen in imperialen Armeen
Nils Schliehe (Hamburg): Afrikanische Soldaten in der portugiesischen Armee, 1960-1975
16.50 Diskussion
17.35 Pause
19.00 Verleihung des Wilhelm-Deist-Preises | Mitgliederversammlung des AKM
Samstag, 19. November 2016
10.00 Sektion V - Streitkräfte und kulturelle Integration
Chair: Dr. Tamara Scheer (Wien)
Sebastian Schaarschmidt (Chemnitz): Kulturelle Diversität in den Heeren der Staufer
Prof. Dr. Christian Koller (Zürich): Solddienst als Asyl. Die Rekrutierung politischer Flüchtlinge in Söldnertruppen des 20. Jahrhunderts
10.40 Pause
11.10 Fortsetzung Sektion V
Dr. Michael Olsansky (Zürich): Von "welschen Truppen" und "Secondo-Soldaten". Multikulturalität im Schweizer Militär
Dr. Sylvia E. Kleeberg-Hörnlein (Jena): Zum Umgang mit religiös-kulturellen Differenzerfahrungen in der Bundeswehr. Ein religionspädagogischer Blick aus evangelischer Perspektive
11.50 Diskussion | Schlusswort
13.00 Ende der Tagung
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Kontakt:
Oliver Krause
Universität Potsdam
Historisches Institut
+49 (0)331 977 4914